Sonntag, 28. November 2010

Ein wenig Nostalgie

Am Montag war Zibelemärit in Bern. Für die Auswärtigen: Das ist einer der grössten und wichtigsten Anlässe, neben dem Gurten-Festival, dem Buskers (Strassenmusikfestival), der Bundesratswahl und dem Säbelibum im Lorrainebad. Habe ich etwas wichtiges vergessen?
Der Zibelemärit läutet den Winter ein, und traditionellerweise ist das Wetter auch richtig garstig. So wie wohl dieses Jahr.
Und der Name sagt es schon, es geht um Zwiebeln. Viel Zwiebeln. Tonnenweise Zwiebeln. Zwiebeln in schöne Zöpfe geflochten. Zwiebeln mit Gesichtern bemahlt. Zwiebelkuchen. Zwiebeln als Süssigkeiten in farbige Zellophanschnüre eingewickelt. Wer sich ein Bild der Zwiebelvielfalt machen will, findet das HIER.

Die Ausstrahlung des Zibelemärit wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass am Zibelemärit in Allerhergottsfrühe Dutzende von Extrazügen der SBB nach Bern fahren, damit alle Schüler der umliegenden Dörfer und Städte nach Bern fahren können und zu Schlubeginn wieder da sind, wo sie hingehören.
Ja, ich war auch so eine Gymer-Schülerin, die um halb 5 Uhr auf den Zug ging, nach Bern fuhr, mit Konfetti um sich schmiss, mit Plastikhämmern um sich schlug, Zwiebelkuchen zum Frühstück ass und pünktlich um 8 Uhr (oder haben wir vielleicht die erste Lektion sausen lassen?) wieder im Klassenzimmer sass. Mit winzigen Augen, voller Konfetti und pochendem Schädel (die Plastikhämmer sind hart!).

Ich weiss, so aus der Distanz (der zeitlichen und räumlichen) ist die Faszination, die der Zibelemärit auf Jugendliche ausübt, nicht mehr so ganz nachzuvollziehen. Aber irgendwie ist es doch charmant, dass die Berner Jugend wegen einem Markt in helle Aufregung versetzt wird. Nicht etwa wegen eines Konzerts, eines Botellòns oder des Verkaufsstarts eines elektronischen Gadgets. Nein, wegen eines Markts, eines Zwiebelmarkts.

Ob das allerdings immer noch so ist, weiss ich nicht. Denn sobald man die magische Altersmarke von 18 Jahren überschritten hat, geht man einige Stunden später an den Markt. Auch die Aktivitäten wandeln sich: Man geht, um Zwiebeln zu kaufen. Ich war ehrlich gesagt in den letzten Jahren kaum mehr da, höchstens kurz über Mittag, um einen der letzten Zwiebelkuchen zu ergattern.

Nun, ich habe etwas Recherche betrieben, und die Jungen scheinen schon noch da zu sein. Allerdings sind sie wohl nicht mehr so Frühaufsteher, wie wir das waren (wer kann das von mir glauben? Ich selber nicht! Um halb 5 Uhr auf den Zug?!?). Vielleicht waren aber auch einfach die Reporter zu spät dran:



Aber trotzdem bedeutet mir der Zibelemärit etwas. Er bezeichnet eine Zäsur: Der Herbst ist vorbei, der Winter kommt. Bald steht die Adventszeit vor der Türe. Hier, in der feuchten Hitze von Melbourne, schaue ich gerne etwas die kühlenden Bilder der Märitgänger an. Und habe Lust auf Zwiebelkuchen, obwohl ich nicht für 100 $ meinen Ofen einschalten würde.

Fröhliche Winterzeit!

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