Dienstag, 11. Januar 2011

Grampians IV: Mt Rosea

Wir sind ja eigentlich zum Wandern gekommen, und jetzt habe ich schon drei Posts geschrieben, ohne dass wir losgewandert sind. Das soll sich nun ändern.

Auf der ersten Wanderung sind wir in Halls Gap gestartet mit dem Übernachtungsziel Mt Rosea (wie man das ausspricht, wissen wir auch nicht: Mt Rosi vielleicht?). In weiten Teilen des Parks darf man wild zelten, der Gipfelbereich des Mt Rosea gehört dazu. Das Wetter war kühl und bewölkt, und wir waren froh drum. Das war unsere erste richtige Wanderung in einem australischen Nationalpark und wir wussten nicht so recht, was wir für Wege erwarten konnten, wie schnell wir vorwärts kommen und ob wir einen flachen Übernachtungsplatz finden würden.

Aber schon nach wenigen Minuten wird klar: Die Aussies lassen sich nichts nehmen beim alpinen Wegbau:

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Die Route, die mehrheitlich einem Grat entlang führt, wird sofort spektakulär.

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In den farbigen Felswänden sind einige Kletterrouten eingelassen. Es sieht aber ziemlich schwierig aus. Die Grampians sind berühmt für ihre Kletter- und Bouldergebiete, im Sommer ist es jedoch normalerweise viel zu heiss.

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Dieser Sommer ist also eine Ausnahme, wir begegnen einigen Boulderern und sehen an einer anderen Stelle Leute weit oben in der Wand hängen.

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Schon bald ist vom Grat aus das Übernachtungsziel sichtbar: Der Mt Rosea im Hintergrund. Der Weg führt aber von der abgewandten Seite auf den Gipfel. Wir sind schlussendlich 9 Stunden unterwegs, inklusive einer etwas längeren Pause.

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Auf der anderen Seite des Grates wird der Blick frei ins Wonderland-Tal, das Tal, in dem Halls Gap liegt. Alle Seen im Gebiet sind Stauseen, aus denen die die umliegenden flachen Gebiete bewässert werden.

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Soll ich? Soll ich nicht?

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Ich trau mich doch nicht...

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Wir wandern auf einsamen Pfaden und begegnen nur selten anderen Wanderern. Eine Ausnahme sind ein paar Gipfel am Grat, die als kurze Routen von Parkplätzen aus ausgeschildert sind. Die Aussies erkunden den Park eher per Auto als zu Fuss, fahren zu den Parkplätzen und gehen auf den Gipfel, zumindest dann, wenn das nicht länger als vielleicht 20 Minuten dauert.
Schmunzeln mussten wir bei einem älteren Ehepaar, das vom Parkplatz her kommend gleichzeitig wie wir auf einem Gipfel ankam. Sie genoss die Aussicht, er meinte gelangweilt: "So, what do they have here?"

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Die Wanderwege im Park sind relativ gut ausgeschildert, aber vor allem sind sie abwechslungsreicher als alle Wanderungen, die ich bisher unternommen habe. Immer wieder tauchen eindrückliche Felsformationen vor uns auf. Immer wieder wird die Aussicht auf die umliegenden Bergzüge und ins Tal freigegeben. Für uns exotische Pflanzen stehen am Wegrand.

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Ab und zu kommt ein Einschnitt, in dem es feuchter ist und der deshalb von Farnbäumen und wild wuchernden, satt dunkelgrünen Pflanzen bewachsen ist. Wir erwarten hinter jeder Wegbiegung einen Tyrannosaurus Rex auf dem Pfad, so urzeitlich wirkt die Landschaft.

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Manchmal geht es über sandige Pfade durch lichten Wald mit Grasbäumen, wie man im nächsten Bild einen sehen kann. Grasbäume entwickeln sich nach Buschfeuern prächtig und blühen nur dann. Die ganze Vegetation ist auf regelmässige Feuer angewiesen. Viele Pflanzensamen mit harten Schalen springen erst durch die Hitze auf und keimen danach auf dem Ascheboden.

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Dann wieder überraschen uns ungewohnte Geräusche: Eine alte Tür knarrt direkt über unseren Köpfen. Wir sind bis jetzt nicht sicher, ob das ein Vogel war oder ob der Baum im Wind diesen Ton gemacht hat. Ab und zu schrecken wir ein Wallaby auf, das dann durch den Busch weghüpft.

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Die letzten eineinhalb Stunden bis zum Gipfel gestalten sich anstrengend, aber die Landschaft ist phantastisch: Der Pfad ist manchmal kaum mehr zu finden. Er führt durch eine wunderschöne, urtümliche Felslandschaft. Wir klettern, laufen im Kreis, ducken uns unter Felsüberhängen, kriechen durch Tunnels, balancieren über Brücken.

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Die Sandsteinformationen am Wegrand werden immer verwunschener. Ich wünschte, die Nationalparkzentren würden Geologiebroschüren verkaufen, damit ich mich über die Entstehungsprozesse schlau machen könnte. Aber leider habe ich bisher noch nichts in diese Richtung gefunden.

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Ganz zum Schluss schrecken wir fette, schwarze Eidechsen auf. Sie hausen auf der Gipfelrampe neben dem einzigen flachen Plätzchen, das wir als Zeltplatz auserkoren haben.

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Routeninfos:

Halls Gap, the Pinnacle, Sundial Carpark, Sundial Peak, Delleys Dell, Rosea Carpark, Mt Rosea. Der schönste Abschnitt ist der letzte: Rosea Carpark bis Mt Rosea. Die Wanderung dauert ohne Pausen ca. 7 Stunden.
Auf der Gipfelrampe gibt es einen einzigen flachen Zeltplatz, etwas links unterhalb des Weges.

Rückweg:
Mt Rosea, Rosea Carpark, der Silverband-Strasse entlang bis zur Einmündung des Wanderwegs auf der rechten Seite, Turret Falls, Pansy Falls, Wonderland Carpark, Stony Falls, durchhalten, durchhalten, Five Cascades, danach unbedingt baden in einem der tollen Rockpools (vor Venus Baths!), Venus Baths, Halls Gap.
Die Wanderung dauert etwas mehr als 3 Stunden.

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