Donnerstag, 17. Februar 2011

Von Sinfonieorchestern, Strandvögeln und Regengüssen

Jonas ist (samt Kamera) an einer Konferenz bei Sidney und hat da wohl auch ein beeindruckendes Filmchen gedreht, das er eigentlich gestern bloggen wollte. Vielleicht kommt's ja noch, ich bin jedenfalls gespannt.

Ich hatte gestern meine Englischprüfung, und bis auf die letzte Aufgabe lief es, glaub ich, ganz gut. Ich muss in allen vier Bereichen Schreiben, Leseverstehen, Sprechen und Hörverstehen Niveau 3 von 4 erreichen. Ich hoffe, das klappt nun, obwohl ich bei der einen der zwei Hörverstehen-Aufgaben ziemlich danebengehauen habe. Nicht weil ich es nicht verstanden hätte, sondern weil ich, blöderweise, ganze Wörter und halbe Sätze als Notizen aufgeschrieben und deshalb viel verpasst habe. Diese Hörbeispiele gehen richtig ab und es kommen in jedem Satz mehrere Zahlen, Prozentanteile, Namen von Organisationen usw. vor.

Mal sehen. Es war auf jeden Fall nicht unmachbar.

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Abends dann etwas Kultur. Und dafür liebe ich Australien: Es gab in der Sidney Myer Bowl ein Gratiskonzert des Melbourne Symphony Orchestra. Die Sidney Myer Bowl ist eine Open Air Konzertarena, die Platz für 25'000 Zuschauer oder Zuhörer bietet, und das Picnic Style.

Das bedeutet, dass halb Melbourne schon Stunden vorher auf die Grashänge strömt, Stülchen aufstellt, karierte Tischtücher auf die Picknickdecken legt, Ständerchen für Weingläser ins Gras steckt, und dann die wunderschön geflochtenen, riesigen Picknickkörbe öffnet. Da raus strömen selbstgemachte Quiches, Käseplatten mit Trauben und Chutneys, Muffins, Weinflaschen, Schokolade, Crackers, halbe Truthähne und vieles mehr. Dann wird, ganz stilvoll, im Gras sitzend getafelt.

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In Melbourne hat sich eine veritable solche Picknick-Kultur entwickelt. Und wenn man bedenkt, dass diesem Jahr mehr als zehn Jahre Dürre vorangingen, war das auch wirklich etwas, was zum Sommer gepasst und gehört hat. All die Gratiskonzerte in der Sidney Myer Bowl wurden wohl höchstens einmal von einem Wölkchen getrübt.

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Dieses Jahr hat sich das aber ein wenig geändert. Regen ist an der Tagesordnung. Und seit Yasi seine Ausläufer zu uns geschickt und halb Melbourne nasse Füsse gekriegt hat, giesst es immer mal wieder wie aus Kübeln, was eigentlich sehr unüblich ist für Melbourne.

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So auch gestern. Nachdem wir vor dem Konzert gemütlich gepicknickt hatten, legte es pünktlich zu Konzertbeginn los. Nun erwartet man vielleicht einen Exodus, wenn man bedenkt, dass tausende von Leuten unter freiem Himmel sitzen und sich die Schleusen öffnen. Doch das ist nicht passiert: Alle, die einen hatten (und das waren lange nicht alle) haben ihren Schirm geöffnet und sich klein gemacht, andere sind unter ihre Picknickdecke gekrochen oder haben sich unter Blachen kleine Zeltchen gemacht, wieder andere sind stoisch sitzen geblieben und haben die sich langsam aufweichenden Cracker weitergegessen.

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Nun, das Konzert war sehr gut. Andrea Lam hat am Piano in Rachmaninovs Rhapsody on a theme of Paganini soliert und war der Star des Abends. Ich bin begeistert von ihr: Sie spielt nicht nur toll, sondern sitzt ganz weit weg vom Klavier, so dass sie ihre Beine wild hin und her schwingen kann und sie macht einen ganz krummen Rücken. Und auch Mozarts Sinfonie No. 41 und Tchaikovskys Romeo and Juliet waren ein Genuss.

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Aber ich muss doch sagen, dass gewisse Umstände etwas von diesem Genuss abgelenkt haben: Schade, wenn der Regen so laut auf den Schirm trommelt, dass er die leiseren Partien übertönt. Lustig, wenn sich Magpies (grosse, schwarzweisse Elstern) über der Bühne tummeln und in lautes Gekreische ausbrechen. Unangenehm, wenn das Hangwasser langsam zwischen Boden und Sitzbeinhöcker sickert.

Zum Glück wird es auch bei Regen nicht kalt in Melbourne.


P.S. Die Bilder haben mit diesem Post nichts zu tun, aber das habt ihr wohl gemerkt. Sie sind an der Sealers Cove im Wilson's Prom entstanden.

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