Donnerstag, 19. Mai 2011

Picknick im Theater

Also, nur falls ihr sowieso fragen wolltet: Filmen konnte ich Funny Man bei seinem Auftritt nicht. Leider. Er ist ein bisschen kamerascheu.

Dafür hat mich Funny Man gestern an die Theateraufführung des Wesley Colleges begleitet, in der eine meiner Schülerinnen die Hauptrolle spielt. Das Plakat war nicht gerade, hm, wie soll ich sagen, sehr aamächelig. Sondern ziemlich schultheaterhaft.

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Wir sind also, trotz überwältigender Müdigkeit, noch einmal los und sind im college-eigenen Theater die violett beteppichten Treppen hinaufgeschlichen. Wenn die Sessel nur bequem sind, lässt es sich da schon zwei Stunden aushalten, haben wir gedacht.

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* Violett ist übrigens die Signaturfarbe des Wesley College. Besser gesagt: Gold auf Violett. *

Bei der Ansage vor dem Stück haben wir nicht so richtig aufgepasst, und deshalb habe ich nur so am Rand überhört, dass es drei Pausen geben soll. Das muss ich wohl falsch verstanden haben. Pünktlich um halb acht ging das Licht aus und die Bühnenbeleuchtung an.

Das Stück beruht auf einem Roman von Tim Winton, einem australischen Schriftsteller. Der Roman ist in Australien recht bekannt und zeigt zwei australische Familien, die nach dem zweiten Weltkrieg über zwanzig Jahre zusammen in einem Haus an der Cloudstreet in Perth wohnen und so dies und das erleben. Es ist ein epischer Roman. Das haben wir aber noch nicht gewusst, als das Bühnenlicht anging.

Als nach ungefähr einer Stunde die Pause kam und Jonas und ich einen Blick ins Programm warfen, wurde uns klar, dass wirklich noch zwei weitere Pausen folgen würden und wir erst den ersten von vier Teilen gesehen hatten.

Nun muss ich fairerweise dazu sagen, dass die Schülerinnen und Schüler sehr, sehr gut gespielt haben, dass das Stück interessant und abwechslungsreich war und dass es uns ein Stück australischen Alltag im zwanzigsten Jahrhundert nahegebracht hat. Die Schauspieler haben geredet, wie ich mir die Sprache der Leute der Strasse vor 50 Jahren vorstelle, was dazu geführt hat, dass wir nicht immer alles verstanden haben.

Als die zweite Pause anstand und Jonas eine Hochrechnung machte, dass wir wohl kurz vor zwölf wieder zu Hause sein würden, haben wir es doch sehr bereut, kein Picknick mitgenommen zu haben. Das sollten wir doch nun in diesem halben Jahr Melbourne gelernt haben: Kulturelle Veranstaltungen sind auch immer Picknickgelegenheiten. Und eine Flasche Wein hätte sich jedenfalls nicht schlecht gemacht. In dieser zweiten Pause konnte das Publikum denn auch Kaffee, Tee, heisse Schokolade, Chai, Käseplättchen, Meatpie-Stücke mit Ketchup und Kuchen kaufen. Und danach ging es noch einmal eine Runde weiter (also eigentlich zwei, es kam ja noch eine dritte Pause).

Insgesamt, so hat Alex mir gesagt, haben wir uns 104 Szenen angesehen. Die Schauspieler haben, wie auch das Publikum, bewundernswert durchgehalten. Ich bin sehr beeindruckt, was die Truppe in der eher kurzen Zeit hingekriegt hat.

Ich habe in derselben Woche angefangen, Alex zu unterrichten, in der sie vier Mal für die Hauptrolle vorspielen musste. Ich dachte erst, sie sei wegen mir so nervös, bis ich zu meiner gossen Erleichterung herausgefunden habe, dass ihr Zustand mit mir nichts zu tun hatte.

Hier nun das Beweisbild:

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Das war ein zähes Aufstehen heute.

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