Montag, 19. Dezember 2011

Vor einem Jahr...

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Vor einem Jahr...

... trug ich eine peinliche Mütze und arbeitete mit einer Chefin, die vom Leben nichts Gutes erwartete und deshalb auch nichts Gutes bereithielt. Ich habe übrigens vor einiger Zeit mit Erstaunen festgestellt, dass ich für die drei Tage dort sogar bezahlt wurde. Ich habe damals nie eine klare Antwort darauf erhalten, ob das nun noch Training oder schon richtiges Arbeiten sei. Umso erstaunter war ich über die Lohnabrechnung für die Steuererklärung, die in meinen Briefkasten flatterte. Mittlerweile habe ich ein regelmässiges Einkommen und Chefs, die das Gegenteil von verbittert sind. Und ich muss (mit einer Ausnahme, 6. Dezember an der Deutschen Schule, und da war das 'muss' höchstens Gruppendruck) keine Nikolausmützen mehr tragen.

... war ich sehr verwirrt und verunsichert ob diesem Australien-Abenteuer. Ich hatte in den Wochen davor gemerkt, wie wichtig mir Leute sind, Freunde. Ich hatte keine in Melbourne. Ich hatte keine (abgesehen vom Nikolausspielen) Arbeit, also auch keine Arbeitskollegen, und wenn wir am Wochenende mit Kollegen von Jonas ausgingen, habe ich offenbar so viel geredet, dass Jonas mich noch Tage danach hochgenommen hat. Im Nachhinein, nach nur einem Jahr, denke ich: So schlimm kann es nicht gewesen sein, es ging ja so schnell, bis sich ein bunt zusammengewürfeltes Grüppchen um uns gesammelt hat. Gerade letzte Woche wollte ich mit meiner Freundin Katrin einen Termin zum Biertrinken finden, da ruft sie aus: "Du kannst ja nie, du hast doch totalen Freizeitstress!"
Schnell kann es gehen. Und so viel besser fühlt es sich an!

... haben wir unser Auto gepackt und sind losgefahren. Wir kannten die Umgebung von Melbourne noch kaum. Ein Jahr später sind die meisten Australier, die ich kenne, immer heillos überfordert, wenn ich von dem Nationalpark oder diesem State Park erzähle, den wir am Wochenende besucht hatten. Und bald geht es wieder los in eine neue Ecke.

... haben wir allein Weihnachten gefeiert. Das war ein ganz komisches Gefühl. Wir haben damals auch nicht verstanden, dass man hier an Heiligabend ausgeht und an Weihnachten zuhause mit Familie feiert. Also haben wir an Weihnachten einen schönen Strandspaziergang gemacht, und es war der einsamste, seltsamste Spaziergang, den ich in meinem Leben erlebt habe: Eine Viermillionenstadt, ein Strand, heisses Sommerwetter und keine Menschenseele. Sogar der Wind, allgegenwärtig in Melbourne, hatte sich gelegt und die Meeresoberfläche war spiegelglatt. Auf der Strandstrasse fuhr kein Auto. Es war kaum ein Ton zu hören. So gespenstisch wird es dieses Jahr hoffentlich nicht sein. Und einsam ganz bestimmt nicht.
Morgen spät kommen Jonas' Eltern hier an, und wir planen eine noch ein bisschen geheime Reise westwärts: Entlang der Great Ocean Road und weiter. Weihnachten dieses Jahr stelle ich mir so vor: Wir gehen an den Strand, stellen einen Schwemmholzast auf, hängen einige Christbaumkugeln dran und grillieren ein gutes Weihnachtsessen. Mal sehen, ob das so klappt...

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